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Rodrigo Maruy van den Broek

Ich bin wisserschatlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Praktische Philosophie, Rechts- und Sozialphilosophie an der Humboldt Universität zu Berlin. Im Rahmen des von der Freien Universität Berlin geleiteten GRK 2638 Normativität – Kritik – Wandel arbeite ich unter Betreuung von Rahel Jaeggi und Christoph Möllers an meine Dissertation. Ich habe einen M.A. in Philosophie an der Pontificia Universidad Católica del Perú, wo ich Mitglied der Grupo de Investigación sobre Teoría Crítica und Grupo de Investigación sobre la Actualidad del Pensamiento de Hegel bin. Außerdem bin ich Mitglied des Red Iberoamericana Foucault.

Sommersemester 2023

Proseminar "Recht und sozialer Wandel: Zur Einführung in die kritische(n) Rechtstheorie(n)" an der Humboldt-Universität zu Berlin

Wintersemester 2021/2022
Tutor im Unterricht Ciencia y Filosofía an der Pontificia Universidad Católica del Perú
Tutor im Unterricht Temas de Filosofía Contemporánea an der Pontificia Universidad Católica del
Perú

Sommersemester 2021
Tutor im Unterricht Ciencia y Filosofía an der Pontificia Universidad Católica del Perú

Wintersemester 2020/2021
Tutor im Unterricht Ciencia y Filosofía an der Pontificia Universidad Católica del Perú

Wintersemester 2019/2020
Tutor im Unterricht Ciencia, Ética y Cristianismo an der Pontificia Universidad Católica del Perú
Tutor im Unterricht Temas de Filosofía Contemporánea an der Pontificia Universidad Católica del
Perú
Tutor im Unterricht Epistemología an der Pontificia Universidad Católica del Perú
Tutor im Unterricht Ciencia y Filosofía an der Pontificia Universidad Católica del Perú
Tutor im Unterricht Ser Humano y Cristiano en el Siglo XXI an der Pontificia Universidad Católica
del Perú
Tutor im Unterricht Pensamiento Cristiano y Realidad Social an der Pontificia Universidad
Católica del Perú

Sommersemester 2019
Tutor im Unterricht Ciencia, Ética y Cristianismo an der Pontificia Universidad Católica del Perú
Tutor im Unterricht Ser Humano y Cristiano en el Siglo XXI an der Pontificia Universidad Católica
del Perú

Wintersemester 2018/2019
Tutor im Unterricht Pensamiento Crítico an der Universidad Antonio Ruiz de Montoya

Recht und Emanzipation: Zur immanenten Kritik eines modernen Widerspruchs

Versteht man mit Horkheimer Emanzipation als die „Aufhebung des gesellschaftlichen Unrechts“, so gilt festzustellen, dass der Anspruch auf Emanzipation nicht ohne das Recht eingelöst werden kann. Emanzipation war ursprünglich ein Rechtsbegriff: Im römischen Recht bezeichnete emancipatio denjenigen Vorgang, kraft dessen das Kind aus dem Joch der väterlichen Gewalt freilassen und somit zu einem rechtsfähigen Vollbürger gleichgestellt wurde. Emanzipation hieß Befreiung von Fremdherrschaft, obschon der Befreiungsakt einzig vom Vater vollzogen werden durfte. In der modernen Welt – denkt man nur an Marx‘ Kritik der politischen Emanzipation – geht der Begriff über seine ursprünglich rechtliche Bestimmung hinaus. Moderne Emanzipation wird zu einem sich auf das Ensemble gesellschaftlicher Verhältnisse erstreckenden Prozess der Selbstbestimmung, dessen Verwirklichung nicht bloß von außen gewährt, sondern eher von den Emanzipationssubjekten selbst erkämpft werden muss. Der Anspruch auf Emanzipation wird dabei zu einem auf universale Gleichberechtigung und Herrschaftsfreiheit. Doch der Begriff bleibt an das Recht gebunden: Indem Gleichberechtigung in einem umfassenden Sinne die rechtliche Gleichstellung sozial unterdrückter Subjekte voraussetzt, heißt Emanzipation in den modernen Gesellschaften auch legale Emanzipation, ja Emanzipation durch Recht.

In Wirklichkeit wird man den emanzipatorischen Errungenschaften der Moderne, hierfür ist die Abschaffung der Sklaverei ein Paradebeispiel, ohne rechtliche Gleichstellung kaum gerecht. Allein die Gleichstellung sozial unterdrückter Subjekte hat ebenfalls neue Formen gesellschaftlichen Unrechts provoziert – und zwar im Rechtsmedium. Segregation, Ausbeutung und Kriminalisierung sind rechtlich institutionalisierte Reaktionen auf die Abschaffung der Sklaverei. Mit Hegel könnte man also sagen, legale Emanzipation hebe gesellschaftliches Unrecht auf. Denn durch die ermächtigende Gleichstellung sozial unterdrückter Subjekte wird gesellschaftliches Unrecht zugleich negiert und unter einer anderen legitimierbaren Form im Rechtsmedium aufbewahrt. Wie ist dieses Spannungsverhältnis von Recht und Emanzipation zu begreifen?

 

Das moderne Recht hat in den letzten Jahrzehnten das (Emanzipations-)Interesse der Kritischen Theorie erregt. Einerseits haben Jürgen Habermas und Axel Honneth eine interne Rechtskritik entwickelt. Deren Ziel besteht in einer institutionellen Versöhnung der von subjektiven Rechten hervorgebrachten Aufspaltung der Autonomie. Dies macht aber ein reformistisches Kritikmodell aus, die nicht imstande ist, normative Diskontinuität in der funktionalen Kontinuität des modernen Rechts in Betracht zu ziehen. Andererseits haben Christoph Menke und Daniel Loick eine genealogisch-radikale Kritik subjektiver Rechte konturiert. Da subjektive Rechte demzufolge eine pathologische Verzerrung des Subjekts veranlassen, muss die moderne Rechtsform selbst auf menschliche Weise überwunden werden. Mit der Berufung auf solch eine menschliche Überwindung, dessen Maßstäbe dem modernen Recht äußerlich bleiben, wird dieses Kritikmodell jedoch zu einem externen, das als solches funktionale Kontinuität in der normativen Diskontinuität des modernen Rechts nicht zu denken vermag.

Eine immanente Kritik begreift hingegen das Spannungsverhältnis von Recht und Emanzipation als einen auszuhaltenden Widerspruch, der die normative Diskontinuität und funktionale Kontinuität von Herrschaftsverhältnissen im Rechtsmedium zusammenbringt. Um diesen das moderne Recht über sich selbst hinaustreibenden Widerspruch in ihrer systematischen Notwendigkeit zu erfassen, ist eine legitimationstheoretische Herangehensweise erforderlich. Denn die Dialektik zwischen legaler Emanzipation und gesellschaftlichem Unrecht, welche im Rechtsmedium strukturell angelegt ist, wird von der normativ-funktionalen Legitimationsbedürftigkeit moderner Herrschaft getrieben. Eine immanente Kritik hat daher die Normativität und Funktionalität des modernen Rechts in legitimationstheoretischer Hinsicht darzustellen. Solch eine immanente Kritik zu artikulieren, ist das Ziel meines Promotionsprojekts.

Weitere Forschungsinteressen:

  • Rechts- und Sozialphilosophie, insb. Kritische Theorie
  • Soziale Pathologien
  • Ideologiekritik

Aufsätze

  • Maruy van den Broek, R. (Gepl. Erscheinen: 2024). Was heißt, das Recht immanent zu kritisieren? Ein methodologischer Beitrag zur Kritischen Theorie des Rechts. Archiv für Rechts- und Sozialphilosophie (ARSP). Beiheft.
  • Maruy van den Broek, R. (2020). Dialéctica de la justicia: Una apología de Platón como crítico social. Estudios de filosofía (PUCP), 18, S. 112-136.
  • Maruy van den Broek, R. (2019). Decir lo normal: Reflexiones en torno al trasfondo ético del lenguaje de la psiquiatría. Estudios de filosofía (PUCP), 17, S. 100-124.
  • Maruy van den Broek, R. (2019). Sobre la peligrosa idea de un “libre” mercado. Tradición, Segunda época., 19, S. 46-55.
  • Maruy van den Broek, R. (2019). Tres dogmas del liberalismo económico. Metanoia, 4, S. 81-106.

Buchkapitel

  • Maruy van den Broek, R. (2020). ¿Foucault traiciona a Canguilhem? Sujeción y subjetivación en el seno de la genealogía, in: J. Ayala-Colqui, M. Lugo Vázquez & D. Soto Núñez (Hg.), Poder y subjetivación en Michel Foucault, S. 235-246. Lima: UNMSM

Rezensionen

  • Maruy van den Broek, R. (2018). Alienation [Übers. Fr. Neuhouser & A. E. Smith] – Rahel Jaeggi. Metanoia, 3, S. 103-109.
  • Ester, Marvin & Maruy van den Broek, R. (2023). Theorie der Befreiung –
    Christoph Menke. Deutsche Zeitschrift für philosophische Literatur, 11
    (1), S. 24-35.

Übersetzungen

  • Lorenzini, D. (2020). La emergencia del deseo: Anotaciones hacia una historia política de la voluntad [Übers. R. Maruy van den Broek], in: J. Ayala-Colqui, M. Lugo Vázquez & D. Soto Núñez (Hg.), Poder y subjetivación en Michel Foucault, S. 281-308. Lima: UNMSN/BUAP
  • Sforzini, A. (2020). Poder risible, poder de la risa: Lo grotesco y lo ubuesco según Michel Foucault [Übers. R. Maruy van den Broek], in: J. Ayala-Colqui, M. Lugo Vázquez & D. Soto Núñez (Hg.), Poder y subjetivación en Michel Foucault, S. 53-68. Lima: UNMSN/BUAP

Kleine Aufsätze

  • Maruy van den Broek, R. (2022). Del derecho de representación a la legitimación del derecho. Cavilaciones en torno a la crisis del bicentenario peruano. Disonancia: Portal de debate y crítica social.
  • Maruy van den Broek, R. (2021). ¿Estado de crisis, o crisis de Estado? Sobre democracia, poderes y resistencia en el bicentenario peruano. Disonancia: Portal de debate y crítica social.
  • Maruy van den Broek, R. (2021). Contra la ilusión electoral: ¿Por quién vas a votar este 11 de abril? Disonancia: Portal de debate y crítica social.
  • Maruy van den Broek, R. (2020). Resistir a la resistencia: Sobre protestas y opiniones en tiempos de crisis democrática. Disonancia: Portal de debate y crítica social.
  • Maruy van den Broek, R. (2020). Coronavirus: El reto de una enfermedad social. Disonancia: Portal de debate y crítica social.
  • Maruy van den Broek, R. (2019). ¿Adaptarnos al cambio? Apuntes en torno a la ausencia de alternativas frente a la crisis climática. Sílex: Ecología y Filosofía, 9, 2, S. 93-102.
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