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Marta Lietti

Lietti
Bildquelle: Sarah Fuchs

Religionswissenschaft

Marta Lietti studierte in ihrem Bachelor griechische, lateinische und italienischen Philologie an der staatlichen Universität Mailand (Abschlussarbeit Schwerpunkt historische Linguistik über die Etymologie des griechischen Helden Bellerophon, 2016). An derselben Universität setzte sie ihr Studium mit einem Master in Altertumswissenschaft fort (Abschlussarbeit Schwerpunkt Anthropologie der klassischen Welt über die ästhetischen und religiösen Implikationen der Wanderschaft bei Homer und in der griechischen Tragödie, 2019). An der Freie Universität Berlin schloss sie ein zweites Masterstudium in Religionswissenschaft ab (Abschlussarbeit über rituelle Bewegungen und Geschlechtsidentität im Athen des fünften Jahrhunderts, 2021). Zwischen 2018 und 2021 war sie studentische Hilfskraft im Rahmen der DFG-Forschungsgruppe "Philologie des Abenteuers" (FOR 2568) am Institut für Religionswissenschaft (Lehrstuhl Prof. Susanne Gödde). Im Juni 2021 erhielt sie ein neunmonatiges Projektsstipendium an der Friedrich Schlegel Graduiertenschule Berlin.

Seit Oktober 2021 ist Marta Doktorandin am Institut für Religionswissenschaft der Freien Universität Berlin und wissenschaftliche Mitarbeiterin am DFG-geförderten Graduiertenkolleg 2638 "Normativität, Kritik, Wandel". Ihr Promotionsprojekt wird von Prof. Dr. Susanne Gödde (FU, Erstbetreuerin und Erstgutachterin), Prof. Dr. Giulia Sissa (UCLA, externe Zweitbetreuerin und Zweitgutachterin) und Prof. Dr. Doris Kolesch (FU, interne Zweitbetreuerin) betreut.

Antigones Bewegungen. Zur anthropologischen Dramaturgie in Sophokles’ Antigone und Ödipus auf Kolonos 

Mein Forschungsprojekt befasst sich mit drei szenischen, außerszenischen und metaphorischen Bewegungen der tragischen Figur der Antigone, wie sie der griechische Dramatiker Sophokles in Antigone und Ödipus in Kolonos geschrieben und inszeniert hat.

Die erste Bewegung besteht aus Antigones gewaltsamem „Hin- und Wegführen“ auf die Bühne und von der Bühne, d. h. in die Mauern von Theben hinein und aus ihnen heraus. Die zweite Bewegung bezieht sich auf ihre metaphorische Darstellung als schreiender Vogel vor der unbegrabenen Leiche ihres Bruders Polyneikes und deren Beziehung zum Flug der thebanischen Vögel. Die dritte Bewegung ist ihr Herumirren von Theben nach Kolonos an der Seite ihres Vaters Ödipus. Indem ich diese Bewegungen in ihrer sprachlichen Erarbeitung genau analysiere, möchte ich ihre Rolle bei der Entfaltung der tragischen Handlung und der Definition der dramatis personae (auf dramaturgischer Ebene) und ihre Beziehung zu bestehenden Ritualen und ritualisierten Bewegungen aus dem religiösen, rechtlichen und politischen Diskurs des fünften Jahrhunderts in Athen (auf anthropologischer Ebene) entflechten. Hochzeits- und Bestattungsriten, juristische Prozeduren des Todesurteils, divinatorische Praktiken und initiatorische Erfahrungen gehören zu den Phänomenen, die der bewegte Körper der Antigone nachahmt und verändert. Das Projekt will untersuchen, wie die darin eingeschriebenen Machtverhältnisse, Geschlechternormativität und Interaktion zwischen menschlichen, tierischen und göttlichen Akteuren auf der athenischen Bühne in Frage gestellt und neu gedacht werden.

Wie entsprechen oder brechen die szenischen und metaphorischen Bewegungen und Gesten des tragischen Körpers der Antigone (mit) impliziten und expliziten Verhaltensnormen? Beinhalten die tragische Nachahmung, Perversion, Unterbrechung und Umkehrung normativer Bewegungsweisen eine Kritik an der Gesellschaft, die sie prägt? Lädt dieses komplizierte Spiel von Nähe und Distanz dazu ein, über die göttlichen und menschlichen Grundlagen der betreffenden Normen kritisch nachzudenken? Eröffnet die tragische Konfrontation mit der Regulierung des gesellschaftlichen Lebens einen Horizont für Wandel?

AUFSÄTZE

Un/Remarkable movements in Sophocles’ Antigone, in Giulia Sissa (ed.), The Routledge Handbook of Classics and Anthropological Theory, Routledge, New York (Manuscript in preparation)  

«Un tempo un’orsa selvaggia vagava». Corsa e genere nel rito attico dell’arkteia, in Giorgio Ferri (ed.): Ritual Movement in Antiquity (and Beyond), ed. Morcelliana, Brescia 2022, 178-191.

VORTRÄGE

22.01.2024: “The drama of ἄγω in Sophocles‘ Antigone”. Forschungskolloquium Gräzistik, Humboldt Universität zu Berlin.

29.06.2023: “Antigone the shrieking Bird: Rage, Grief, and a failed Divination”. The Feminine Turn: A two-days Research Seminar on Sophocles’ Antigone, Freie Universität Berlin, 29-30.06.2023

21.03.2023: „Riflessioni sul movimento corporeo tra rituale, genere e potere nell’Antigone di Sofocle”, Classicamente, Conferenza Internazionale “And either I’m nobody, or I’m a nation. Identità in movimento nel mondo antico”. Dialoghi Senesi sul mondo Antico, Università di Siena, 20-21.03.2023 

15.06.2019: „Die Vorbildlichkeit asketischen Lebens – Franziskus von Assisi in der Dichtung von Dante Alighieri und Alda Merini“, LNW Freie Universität Berlin.

ORGANISIERTE VERANSTALTUNGEN

(mit Ina Karkani) 07.07.2023: Posthuman Normativities: Encounters with Otherness in Myth and Cinema. Ein interdisziplinärer Workshop mit Nele Wohlatz und Giulia Maria Chesi, Graduiertenkolleg 2638 “Normativität, Kritik, Wandel, Berlin”

(mit Giulia Maria Chesi) 29-30.06.2023: The Feminine Turn: A two-days Research Seminar on Sophocles’ Antigone, Freie Universität Berlin

(mit einem Team des GRKs) 11.-12.05.2023: „Moving Normativity: Agency between Contestation and Confirmation. International Conference”, Uferstudios Berlin

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