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Sophia Obermeyer

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Tanzwissenschaft

Sophia Obermeyer studierte zunächst an der Freien Universität Philosophie und Politikwissenschaft im Bachelor (2013-2016). Es folgte ein Masterstudium der Philosophie an der Freien Universität Berlin und der University of Bergen (Norwegen), das sie mit der Arbeit „What´s Wrong With Populism?“ abschloss (2016-2019). Ein weiteres Interessensfeld brach sich zudem bei Obermeyer in Form von intensiver Beschäftigung mit zeitgenössischem Tanz und Choreografie Bahn. Dieses verfolgte sie sowohl als freischaffende Künstlerin in der Berliner Szene als auch am Hochschulübergreifenden Zentrum Tanz Berlin (HZT). Ihre Arbeiten wurden vom Berliner Senat und dem Goethe Institut gefördert.

Verdreht, gebeugt, verkrümmt — Tanzkünstlerische Strategien zur Mobilisierung eines Haltungsideals

Wie löst man sich von der eigenen Vertikalität? Und inwiefern ist dies ein kritisches Unterfangen? Auf den Zehen schwebend strebt Ballett offensichtlich danach, die Schwerkraft zu überwinden. Aber auch zeitgenössische Tanztechniken begehren das langgestreckte alignment — sei es entspannter oder muskulär agitierter — Körper. Vertikalität bedeutet sowohl die Aufrichtung als eine spezifische Form des Subjektes sowie seine Ausrichtung als räumliche Orientierung. Wie die Philosoph*innen Adriana Cavarero und Judith Butler zeigen, dient Vertikalität als kultureller Code für normative, männlich konnotierte Konzepte wie Rationalität, Integrität und Autonomie. Doch wie dehnbar, wie beweglich sind diese Normen?

Unter Rekurs auf Arbeiten ausgewählter Tänzer*innen und Choreograph*innen aus einem breiten künstlerischen Spektrum — Raimund Hoghe, Makisig Akin, Michael Turinsky — untersuche ich in meiner Doktorarbeit Strategien zur Destabilisierung von Vertikalität in und durch Körper in Bewegung; diese arbeite ich als cripping techniques heraus. Unter Anwendung maßgeschneiderter Methoden entwickele ich eine dreistufige Untersuchung: Erstens interpretiere ich verschiedene künstlerische Praktiken mit Blick auf ihre Strategien, mit, gegen und durch Vertikalität und Geradlinigkeit zu arbeiten. Zweitens diskutiere ich diese Praktiken im Kontext von crip theory und care ethics. Drittens gehe ich davon aus, dass diese cripping-Strategien auf zwei Ebenen spielen: auf der vorwiegend visuellen Wahrnehmung und in der Ermöglichung verschiedener verkörperter Erfahrungen von Körpern in Bewegung. Diese aisthetische Perspektive nehme ich als selbst tätige professionelle Tanzkünstlerin mit crip Erfahrungen ein und schreibe stets aus dieser engagierten (Schräg)Lage heraus.


Forschungsinteressen:

Care Ethics, Critical Disability Studies, Phenomenologie, Kritische Theorie.

Freie Universität Berlin
Humboldt Universität zu Berlin
Universität der Künste Berlin
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