Yannic Vitz
Studium der Philosophie/Wirtschafts- und Sozialgeschichte an der Georg-August-Universität Göttingen und der Universidad Complutense de Madrid (B.A. 2017). Masterstudium Philosophy and Public Policy an der London School of Economics and Political Science (M.Sc. 2019). Weiteres Masterstudium in Philosophie an der Humboldt-Universität zu Berlin (M.A. 2021), gefördert durch das Deutschlandstipendium.
Berufliche und ehrenamtliche Tätigkeiten in Stiftungen, Unternehmen und öffentlichen Einrichtungen.
Von Oktober 2021 bis 2024 wissenschaftlicher Mitarbeiter (Doktorand) am Institut für Philosophie der Freien Universität Berlin sowie Mitglied des DFG-finanzierten Graduiertenkollegs 2638 Normativität, Kritik, Wandel. Gastwissenschaftler am Department of Government der Harvard University (Spring 2023, Fall 2024, Spring 2025) sowie Lehrtätigkeit am Harvard College im akademischen Jahr 2024/25 als Teaching Fellow in den Kursen Justice (Michael Sandel) und What is a Republic? (Daniel Carpenter).
Promotion eingereicht im August 2024 und verteidigt im Januar 2025. Das Promotionsprojekt Leistung und moralische Ungleichheit wurde betreut von Stefan Gosepath (FU) und Thomas Schmidt (HU).
Leistung und moralische Ungleichheit
In meiner Dissertation untersuche ich, ob die Vorstellung, Ungleichheiten seien verdient –
ein Kernmerkmal der Meritokratie – gerechtfertigt ist. Ausgangspunkt ist eine Analyse des
philosophischen Prinzips des „Verdienstes“ und seiner normativen Eigenschaften. Dabei
behandle ich drei zentrale Fragen: Erstens, ob Anstrengung und Beitrag tatsächlich Werte
darstellen, die belohnt werden sollten; zweitens, wie wir Verantwortung zuschreiben, wenn
wir behaupten, jemand habe Erfolg oder Misserfolg (nicht) verdient; und drittens, wie die
Idee, etwas verdient zu haben, mit dem normativen Begriff der Angemessenheit (fittingness)
verbunden ist.
Meine Analyse zeigt, dass meritokratische Rechtfertigungen häufig auf der Annahme
beruhen, Menschen seien in unterschiedlichem Maße moralisch lobens- oder tadelnswert –
und dass materielle Vorteile oder Nachteile diesen angeblichen Wert widerspiegeln sollten.
Dieses Verständnis von Verdienst verwandelt ökonomische Unterschiede in moralische
Bewertungen von Personen. Dadurch werden soziale Hierarchien legitimiert und vertieft.
Ich argumentiere, dass das Verdienstprinzip in dieser Form zurückgewiesen werden sollte:
Nicht weil Anstrengung oder Beitrag wertlos wären, sondern weil ihre moralische Aufladung
Ungleichheiten verfestigt, die aus einer gerechtigkeitstheoretischen Perspektive unhaltbar
sind.
Publikationen
- Meritocracy and Moral Inequality (unter Vertrag bei De Gruyter Brill), Veröffentlichung der Disseratation
- Vitz, Yannic (2021): „Applaus, Applaus! Über eine Ethik des Lobes und moralisch unangemessenen Applaus“, in Romy Jaster & Geert Keil (Hg.), Nachdenken über Corona, Stuttgart: Reclam, S. 121-132.
- Vitz, Yannic (2019): „'Having Too Much' and Libertarian Freedom”, Rerum Causae 11(1), S. 57–69. [https://rc.lse.ac.uk/articles/abstract/167/]
Vorträge
- "Are Deserved Inequalities Moralizing?" präsentiert auf dem Workshop On the Concept of Desert am Center for Ethics and Philosophy in Practice (ZEPP) der LMU, München, 22. Januar 2025.
- Was ist ökonomischer Verdienst?“ präsentiert auf dem GAP-Doktorand:innen-Workshop für Erstakademiker:innen, Berlin, 25. April 2024.
- “The Axiology of Desert“, präsentiert auf dem 5. Workshop für Politische Philosophie, Düsseldorf, 26. Mai 2023.
- “Applaus, Applaus! Über eine Ethik des Lobes und moralisch unangemessenen Applaus,“ präsentiert im Forschungskolloquium, Lehrstuhl für Philosophische Anthropologie Geert Keil, Humboldt-Universität zu Berlin, Berlin, 19. November 2020.
- “Applaus und Covid 19,” präsentiert im Forschungskolloquium, Lehrstuhl für Praktische Philosophie und Didaktik der Philosophie Kirsten Meyer, Humboldt-University Berlin, Berlin, 13. Juli 2020.
- “Realising Luck Egalitarianism,” Lehrstuhl für Praktische Philosophie und Didaktik der Philosophie Kirsten Meyer, Humboldt-University Berlin, Berlin, 25. November 2019.
- “Realising Luck Egalitarianism: Risk, Open Counterfactuals, and Community,” präsentiert auf der 6. Bundesfachschaftentagung für Philosophie, Düsseldorf, 20. September 2019.
- “’Having Too Much’ and Libertarian Freedom,” präsentiert bei der 7th LSE-Bayreuth Student Philosophy Conference, London, 2. Mai 2019.